Wenn das Sprichwort, wonach die Augen eines Menschen dessen Seele widerspiegeln, stimmt, so gilt das Gleiche für eine Website und die Seele ihres Unternehmens: sachlich, flippig, viel Lärm (manchmal um nichts), vollgestopft oder nüchtern. Neben der Frage des äußeren Auftritts kam für mich ein inhaltlicher Anspruch dazu: Wenn ich Nachhaltigkeit glaubhaft kommunizieren will, muss ich sie auch entsprechend leben. Das ist für mich selbstverständlich.

Wenn ich meinen Kunden davon erzähle, stoße ich oft auf Interesse – und Zweifel, dass sich die Ansprüche an eine moderne Webpräsenz mit gleichzeitigem (scheinbarem) Verzicht an technischer Leistung vertragen. Doch, doch – geht wunderbar! Und ich zeige auch gleich wie. Schauen wir uns zuerst die häufigsten Herausforderungen an:

Herausforderungen für nachhaltige Websites

  1. Gerade Kunden, die um die junge Zielgruppe buhlen, müssen Videos, Animationen und diverse „Spielereien“ bieten, um sich in der Aufmerksamkeitsökonomie zu behaupten.
  2. Aber auch alle anderen würden mich niemals dafür bezahlen, dass ich ihnen eine Seite aus reinen Textwüsten baue. Mit dem Argument, dass wir früher doch auch alle gelesen haben, käme ich nicht weit. Das Nutzerverhalten von uns allen hat sich verändert.
  3. Hinzukommt, dass fast niemand weiß, wofür eigentlich die meisten Emissionen im Internet draufgehen. Ein Problem, das wir generell in der Digitalisierung haben (Spoiler: Dazu folgt ein eigener Blogbeitrag).
  4. Genauso wenig ist vielen bewusst, dass eine nachhaltige Website nicht nur eine Co2-arme Website ist, sondern auch die soziale Säule der Nachhaltigkeit bedienen sollte. Über letztere wissen auch ITler oder Grafiker oft wenig Bescheid, die mit Konzeption und Umsetzung einer Website betraut werden.

Hier also ein kleines How-to für den nachhaltigen Webauftritt. Wenn Ihnen noch bessere Ideen einfallen, freue ich mich über entsprechende Kommentare. Man lernt nie aus 😊.

Green Hosting

Ich hoste meine Seite bei Biohost. Ein Familienunternehmen aus Norddeutschland, das nicht nur Öko-Strom bezieht (das sollte das Mindeste sein), sondern auch sein eigenes Rechenzentrum am Firmenstandort betreibt. Hier wird es für andere Anbieter schon kniffliger, weil die meisten ihre Serverkapazitäten lediglich in anderen Rechenzentren anmieten und somit keinen Einfluss darauf haben, wo diese Data Center ihren Strom kaufen und welche Nachhaltigkeitskriterien sie überhaupt erfüllen. Was mir an Biohost noch gefällt, ist, dass sie Green IT über die Beschaffung hinaus denken: Statt Server nach 3-5 Jahren auszumustern, wird hier auf Leasingrückläufer gesetzt. Statt permanent mit künstlicher Kühlung zu klimatisieren, nutzt Biohost weitgehend freie gefilterte Außenluft.

Nur weil ich Biohost gewählt habe, müssen Sie das nicht auch tun. Empfehlenswert finde ich ebenfalls das genossenschaftliche Modell der Hostsharing eG, für das ich mich sogar entschieden hätte, wenn ich eine umfangreichere IT-Infrastruktur gebraucht hätte. Viele meiner Kunden sind seit Jahren mit verschiedenen Domains bei ein und demselben Anbieter und es ist gut möglich, dass er über die Zeit in Sachen grünes Webhosting nachgelegt hat. Mit einer ISO-Zertifizierung im Energiemanagement etwa (ISO 5001) oder der Nutzung von Abwärme. Einen Vergleich der gängigen Anbieter finden Sie hier.

Datenvolumen

Meine JPG-Bilder werden über ein Plug-In als WebP rausgeschickt. Dieses Bildformat (ausgerechnet eine Erfindung von Google, haha) komprimiert das gängige JPG um circa 30 Prozent. Fürs menschliche Auge ist dieser „Wertverlust“ nicht erkennbar, dafür lädt die Seite schneller und wird in Suchmaschinen besser gerankt (weil Ladezeiten auch ein Kriterium darstellen). Deshalb schrieb ich in meiner Einleitung von einem nur scheinbaren Leistungsverlust. Tatsächlich wird die Seite mit weniger Datenvolumen effizienter.

Bei Videos gilt das Gleiche: Reduzieren Sie die Auflösung von 4k auf 1080p, reduzieren Sie die Datenmenge um ganze 75 Prozent. Wenn Sie von 1080p auf 720p runtergehen um weitere 50 Prozent! Und kein Internetvideo der Welt rechtfertigt 4k aka Ultra HD, weil Sie wie bei den Fotos den Unterschied eh nicht bemerken. Für die Nerds unter Ihnen: Die Formel zur Errechnung der Datenmenge (Bit) lautet: Pixelbreite*Pixelhöhe*Farbtiefe (bit)*Bildwiederholungsrate*Zeit.

Weitere Quick Wins für eine Co2-arme Website sind der Verzicht auf den Autoplay von Videos (dass sie also ungefragt von alleine starten, wenn man die Seite besucht -> nervt ohnehin die meisten von uns) sowie auf das Einbetten von Videos. Gerade wenn Sie eine ganze Reihe an Videos empfehlen möchten, spart das Verlinkungen schnell mehrere Megabyte und macht auch Ihre Seite schneller.

Weiteres Datenvolumen verursachen Drittanbieter wie Google Analytics, YouTube Videos, Facebook & Co. social Feeds. Ich verzichte auf diese externen Einbindungen und Widgets, weil die von den Drittanbietern im Hintergrund immer wieder nachgeladen werden und ich sie für mein Business nicht unbedingt brauche. Sollte das bei Ihnen anders sein, lohnt ein Vergleich – und wo möglich – ein Wechsel: Die Einbindung eines YouTube Players zum Beispiel erzeugt im Durchschnitt die 8-fache Datenmenge im Vergleich zu Vimeo.

Und für diejenigen, die noch ein bisschen tiefer einsteigen wollen: Bei den großen Videoplayern können Sie die Standardauflösung vorgeben, mit der Videos abgespielt werden sollen. Bei YouTube gibt man den Wert in der API ein, bei Vimeo noch einfacher, indem Sie die gewünschte Auflösung direkt in die URL am Ende eingeben.

Weil Nachhaltigkeit nicht nur eine ökologische sondern auch eine soziale Dimension hat, nutze ich statt Google Analytics den Anbieter Koko Analytics. Der liefert mir alle Info, die ich bauche (wo kommen die User her, wie lange bleiben sie auf welchen Seiten), ohne sie selbst zu tracken und als Ware zu nutzen. Ich bin ohnehin gespannt, wie es mit Google Analytics weitergeht, nachdem einige Länder die Anwendung bereits gerichtlich verboten haben (Italien, Österreich, Frankreich).

Womit wir zum nächsten Punkt kommen. HIER klicken für Teil 2.